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Lorenz E. Baumer, 2004-10-20
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Archaeolinks-Forum

Gelehrter Unfug
Beitrag von Lorenz E. Baumer, 2008-11-08:
Lexika sind die heiligen Schriften von Wissenschaft und Bildung. Aber auch Biotope für allerhand Dinge, die es draussen in der Wirklichkeit nicht gibt. Gespräche mit Fälschern.
Man nennt sie Nihilartikel, Grubenhunde oder U-Boote, und man sagt, es gebe sie in jedem Lexikon: Einträge über erfundene Dinge und fiktive Personen.
«Football’s Coming Home!» Das war die Hymne der EM 1996 in England. Tatsächlich gilt Grossbritannien als Wiege des Fussballs: Schon im frühen Mittelalter traten dort ganze Dorfbevölkerungen gegeneinander an und versuchten, den Ball auf den Marktplatz des Gegners zu bringen. Das war der «Mob Football», und weil er regelmässig in schwere Schlägereien mündete, verbot ihn 1314 König Edward II.; freilich ohne viel Erfolg.

So geht die Geschichte von der britischen Erfindung des Fussballs. Die glauben zwar viele, doch das macht sie nicht wahrer. «Apopudobalia» – unter diesem sperrigen Namen spielten schon die alten Griechen Fussball. Das kann man im Lexikon nachschlagen, und dort steht auch, was es mit den Briten auf sich hat:

Apopudobalia. Antike Sportart, wohl eine frühe Vorform des neuzeitl. Fussballspiels; bereits in den ,Gymnastika‘ des Achilles Taktikos für das frühe 4. Jh. v. Chr. belegt. In späthell. Zeit scheint der Sport auch nach Rom gelangt zu sein; jedenfalls werden in der ps.-ciceronianischen Schrift ,De viribus illustribus‘ (3, 2) prominente Apopudobalonten aufgezählt. Im 1./2. Jh. n. Chr. wurde die A. durch die röm. Legionen bis nach Britannien getragen, von wo sie sich im 19. Jh. erneut ausbreitete. Trotz seiner offensichtlich hohen Popularität wurde der Sport bereits in der frühchristl. Lit. verdammt (vgl. bes. Tert. De spectaculis 31f.); seit dem 4. Jh. nicht mehr belegt.

So weit der «Neue Pauly» von 1996, die Enzyklopädie der Antike, die man in jeder ordentlichen Bibliothek antrifft. Allerdings enthält der Artikel Fehler – «schwere Fehler», die zwei Altertumsforscher nachgewiesen haben. So heisse der Schriftsteller, den das Lexikon als Gewährsmann nennt, nicht Achilles Taktikos, sondern Achilles Tatius. Und: «Niemand (nicht einmal ein geistig umnachteter Altphilologe) würde Achilles Tatius aufs 4. Jahrhundert vor Christus datieren» – er gehöre ins späte 2.Jahrhundert nach Christi Geburt.

Vier weitere Ungenauigkeiten deckten die beiden Gelehrten in ihrer Besprechung im Bulletin der «Petronian Society» auf. Doch den grössten Fehler übersahen sie: Falsch ist der ganze Artikel. Was der «Neue Pauly» in Spalte 895 von Band 1 als verbürgtes Wissen ausgibt, ist gelehrter Unfug, eine Erfindung mit wissenschaftlicher Tarnung, ein veritabler Scherzartikel – vom Stichwort «Apopudobalia» bis zur Forschung, auf die sich der Artikel beruft. Das einzig Echte ist das Autorenkürzel ganz am Schluss: M. MEI.

«Bloss ein Jux»

Mischa Meier heisst der Mann, dem die Rezensenten genauso auf den Leim gegangen sind wie die Herausgeber der renommierten Enzyklopädie. Heute ist Meier Professor für Alte Geschichte in Tübingen, damals studierte er Klassische Philologie in Bochum. Doch er war keiner, der mit seiner Aktion die akademischen Autoritäten herausfordern oder den gängigen Glauben ans Gedruckte erschüttern wollte, und er war auch kein Aktivist der ominösen «Kommunikationsguerilla» im Geist von Eco oder Chomsky. «Es war bloss ein Jux», sagt Meier heute, er habe den Artikel «spontan» geschrieben, «aus der Situation heraus».

Die Situation – das war eine weitere Nachtschicht für den «Neuen Pauly», für den Meier als Hilfskraft tätig war und bereits einige Artikel verfasst hatte. «In jenen Tagen musste alles schnell gehen. Ich habe das Manuskript in einen Stapel geschoben. Mein Chef hat es zwar bemerkt, aber dichtgehalten und den Stapel an die Zentralredaktion weitergeleitet.»

Entsprechend überrumpelt waren die Verantwortlichen beim Verlag, als der Fall aufflog: Sie sprachen davon, dass die Endkontrolle der Texte unter Zeitdruck gelitten habe. «Eine Ausrede dafür, dass sie sich täuschen liessen», meint Meier. Der «Riesenärger» kam nachher: Die ganze Auflage sollte eingestampft werden, und Meier sollte dafür zahlen. «Nur mein Chef konnte mich noch retten; er hat sich vor mich gestellt.»

[Quelle: Der Bund - Der kleine Bund, 8.11.08. Den gesamten Artikel finden Sie hier: http://www.ebund.ch/artikel_583419.html]

Weitere Hinweise auf U-Boote aus unseren Fachbereichen sind herzlich willkommen

Antwort von Lorenz E. Baumer, 2008-11-17:
Oder steckt doch ein Körnchen Wahrheit in der Geschichte? - Ein Relief, gefunden in Kalabrien:


Das von Elio Malena gearbeitete Tonrelief findet sich in einem Durchgang neben dem zur Zeit im Aufbau befindlichen archäologischen Museum von Ciró

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