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Presseschau: Eine City-Map für die alten Römer
Mitten im antiken Rom hing ein gigantischer Stadtp...
2005-05-29

Presseschau: Gesetz gegen den schlechten Ruf
Am 1. Juni tritt in der Schweiz das Kulturgütertra...
2005-05-29

Presseschau: Griechische Mythen auf klassizistischen Gemmen
Griechische Mythen Der klassizistische Gemmenschn...
2005-05-27

Presseschau: «Zum Glück waren die Römer schreibfreudig»
Brugg Die Sonderausstellung «Geritzt und entziffer...
2005-05-25

Presseschau: Bankettsaal aus dem 1. Jahrhundert in Petra
Archäologen haben nördlich der Felsenstadt Petra i...
2005-05-19

Presseschau: Göttliche Pflanzenkunde
Botanik ist die Lehre von den Pflanzen – vom Leben...
2005-05-14

Presseschau: Nun gilt es ernst - Das Kulturgütertransfergesetz tritt in Kraft
Am 1. Juni 2005 tritt das neue Bundesgesetz über d...
2005-05-07

Presseschau: Pompei öffnet für einen Monat sein antikes Restaurant
POMPEI - Wie speisten eigentlich die antiken Pompe...
2005-05-03

Presseinformation: Ausstellung zur griechischen Pflanzenwelt in der Antike
Archäologische Sammlung der Universität Zürich Rä...
2005-04-28

Presseschau: Kulturgüter im Röntgenblick - Berührungsfreie Analyse von Materialien
Kulturgüter im Röntgenblick Berührungsfreie Analy...
2005-04-27

 
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Presseschau - Noch einmal zur Byzanz-Ausstellung in München

Europas östliches Erbe
Die Welt von Byzanz in einer Münchner Ausstellung

Der dunkle Glanz von ein paar berühmten Mosaiken, sei es in der Hagia Sophia zu Konstantinopel oder in San Vitale zu Ravenna - das ist in der Regel alles, was der Zeitgenosse noch mit der Welt von Byzanz verbindet, dem Oströmischen Reich, das in der ausgehenden Antike noch ganz Italien und Griechenland, Nordafrika von Karthago bis Alexandria, die Länder an Nil und Jordan, Kleinasien und die Krim umfasste, sein ausgedehntes Territorium in wiederholten Schüben an Venezianer und osmanische Türken verlor, ehe 1453 auch der kleine Rest zu existieren aufhörte. Das byzantinische war vorbei, und das lateinische Europa des Westens verlor mit dem griechischen des Ostens einen Gegner, vor allem aber Brücke und Schirm gegenüber dem Osmanischen Reich. Zuvor aber hatte Byzanz noch eine Zeitlang dem Westen in Gestalt der Handschriften die Werke der altgriechischen Literatur geschenkt.

Basileus
Von 324 bis 330 n. Chr. hat Kaiser Konstantin der Grosse die von Diokletian vollzogene Teilung des Römischen Reiches vollendet, indem er die umbenannte Stadt Konstantinopel, die jahrhundertelang den Namen Byzanz trug, zur Hauptstadt des östlichen Reichsteils, zum «zweiten Rom», bestimmte. Nachdem 476 das Weströmische Reich untergegangen war, beanspruchte Byzanz die alleinige Nachfolge in der Identität Roms. Wie für den römischen Imperator hat auch für den byzantinischen Kaiser, der den Titel «Basileus der Römer» trug, immer gegolten, dass in der Theorie keine andere Macht ebenbürtig sein konnte. Und wo die Unterwerfung fremder Herrscher in der Praxis nicht gelang, wurden diese durch die Verleihung hoher byzantinischer Ehren dem Basileus unterworfen (wer solche empfangen hatte, galt nach byzantinischem Verständnis automatisch als dem Basileus untergeben).

Der Basileus wurde in altrömischer Tradition gekürt durch Heer, Volk und Senat. Von diesen Verfassungsorganen waren Volk, d. h. das Volk in der Stadt Konstantinopel, und Heer die mächtigen; mochte ein oströmischer Herrscher seinem Nachfolger durch Ernennung zum Mitregenten den Weg ins Herrscheramt vorbereitet haben, Volk oder Heer konnten die Entscheidung zunichte machen; mochte das Volk einen Herrscher stürzen, gegen das Heer wurde keiner gekürt. Akklamation, Schilderhebung, Krönung mit dem Diadem und Umlegen des Purpurmantels zusammen machten die Übertragung des Amtes aus, der ein Treueeid des neuen Kaisers, später auch die feierliche, aber staatsrechtlich belanglose Krönung durch den Patriarchen in der Hagia Sophia folgte. Die immer vorhandene Möglichkeit zu raschem Wechsel von Annäherung und Konflikt bestimmte das Verhältnis von Staat und Kirche, die empfindliche Balance zwischen der Macht von Kaiser und Patriarch.

Kaiserstatuen, Porträtköpfe, liturgische Handschriften und Ikonen vermitteln einen anschaulichen Zugang zu Verwaltung und Kirche. Nadeln, Fibeln, Lampen vom einfachen Öllämpchen bis zu aufwendigen Formen von Hängelampen und Kandelabern, Emailarbeiten, Geschirr und Tafelsilber, dazu allerhand Gebrauchsgegenstände veranschaulichen Alltag und Luxus. Eine Episode aus der Jagd auf den Kalydonischen Eber schildert die aus geschmiedetem Silber gefertigte Münchener Melager-Schale, die wahrscheinlich im 7. Jahrhundert in Byzanz hergestellt worden ist. Spitzenstücke der Goldschmiedekunst des 6. und 7. Jahrhunderts umfasst der Schatzfund aus dem oberägyptischen Assiut, dessen wichtigste Teile sich heute in den Museen zu Berlin, London und New York befinden und hier zum ersten Mal seit ihrer Bergung 1909 wieder zusammen zu sehen sind, darunter Kragenschmuck, Halsschmuck und Pektorale. Das Verhältnis zu Tod und Jenseits spiegeln Grabstelen, Sarkophage und zahlreiche Grabbeigaben.

Bayern und Byzanz
Reich dokumentiert sind die Beziehungen zwischen Bayern und Byzanz durch die Jahrhunderte. Das Herzogtum Bayern grenzte eine Zeitlang an das einst byzantinische Oberitalien; 1146 heirateten der Byzantiner Manuel I. und Bertha- Eirene, deren Heimat die Burg Sulzbach gewesen ist. Als byzantinische Kaiserin stand sie mit Hildegard von Bingen in regem Briefwechsel. Der Augsburger Humanist Hieronymus Wolf, aus dessen Besitz auch seine Schielbrille ausgestellt ist, gehört zu den frühen Vertretern der Wissenschaft von Byzanz. Sprunghaft wuchs das Interesse an Byzanz, nachdem die griechische Nationalversammlung den Prinzen Otto von Bayern 1832 zum König gewählt hatte. Viel Byzantinisches ist auch in den Bauten von König Ludwig II. anwesend: Schloss Linderhof weist Anlehnungen an zahlreiche Details des Kaiserpalastes von Byzanz auf, die einem byzantinischen Zeremonienbuch aus dem 10. Jahrhundert entnommen sind. Eduard Ille hat ausser der Thronsaal-Apsis auf Neuschwanstein auch einen Gralstempel nach dem Vorbild der Hagia Sophia entworfen, Julius Hoffmann ein Schlafzimmer in byzantinischem Stil mit Bettapsis, und auch die Entwürfe zu der nicht ausgeführten Traumburg Falkenstein, von der nicht mehr als die Zufahrtstrasse und eine Wasserleitung verwirklicht wurden, sind voll von byzantinischen Elementen.

In München lehrte der klassische Philologe Karl Krumbacher (1856-1909), dessen Interesse durch die Begegnung mit griechischen Studenten und Künstlern auf Byzanz, vor allem auf die byzantinische Kunst, gelenkt wurde und ihn zum Begründer der modernen Byzantinistik werden liess. Ein wenig ungerecht mutet es allerdings an, dass nicht auch des Münchener Gelehrten Hans- Georg Beck gedacht wird, aus dessen Feder neben den grossen Darstellungen zur Geschichte des weltlichen und des theologischen Schrifttums im Handbuch der Byzantinistik auch der Band «Das byzantinische Jahrtausend» stammt, dem ein grosser Kreis von historisch interessierten Laien, aber auch von Althistorikern und Mediävisten den Zugang zu Ostrom verdankt.

Kein Museum kann eine so umfassende Vorstellung von Verwaltung, Kirche, Kunst und sozialem Leben in Byzanz nur aus den eigenen Beständen vermitteln; doch ist der Anteil, den die Münchener Sammlung selbst bestreiten kann, sehr hoch. Mit gut tausend Stücken - darin sind auch viele Gegenstände der Kleinkunst einbegriffen - ist die Ausstellung zwar nicht gering an Zahl, doch hat sie dank geschickter Gliederung und Verteilung der Exponate auf eine Folge eher kleiner Räume zu einer gleichsam menschlichen, langsamen Schrittes gut erkundbaren Dimension zurückgefunden, die in der Gigantomanie der vergangenen Jahrzehnte allzu oft in Vergessenheit geraten war. Der umfangreiche Katalog thematisiert unter anderem das Fortleben der byzantinischen Kultur in den orthodox geprägten Ländern des Ostens.

Hans-Albrecht Koch

Archäologische Staatssammlung München, bis 3. April 2005. Katalog Fr. 40.-.

Quelle: NZZ 18.1.2005

2005-01-18, Lorenz E. Baumer

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