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Presseschau: Der Milliardär und die schönen Dinge

Von Richard Diethelm

Der Waadtländer Jean Claude Gandur wurde im Ölgeschäft reich. Das Geld investierte er als «Opportunist der Kunst», wie er selbst sagt, auch in eine hochkarätige Kunstsammlung. Teile davon sind derzeit im Musée Rath in Genf zu sehen.
Jean Claude Gandur fährt mit dem Zeigfinger entlang der fast geometrischen Formen der «Composition bleue», eines Werkes, das der Neuenburger Künstler Gérard Schneider 1948 malte. «Das war zwei Jahre vor seinem Umzug nach Paris. Schneider war damals von Leuten wie Le Corbusier beeinflusst», sagt Gandur auf einem Rundgang durch die Ausstellung von Werken aus seiner Sammlung abstrakter expressionistischer Malerei aus dem Europa der Nachkriegszeit. Von der «Composition bleue» eilt der Sammler in einen anderen Saal des Musée Rath, das Teil des Genfer Musée d’art et d’histoire (MAH) ist.
Dort hängt das grossformatige, wilder komponierte «Opus 1 F», das Schneider 1961 schuf. «Da sieht man, welchen Einfluss die Künstler Georges Mathier, Pierre Soulages und Hans Hartung in Paris auf ihren Schweizer Kollegen hatten», erklärt Gandur. Die Ausstellung «Les Sujets de l’abstraction» gibt einen Vorgeschmack auf die Partnerschaft zwischen dem privaten Kunstsammler und dem Museum, das der Stadt Genf gehört: Die Gandur-Stiftung für Kunst leiht ihre Sammlungen dem MAH für 99 Jahre aus. Zudem greift der Milliardär tief in die Tasche, damit ein vom Pariser Stararchitekten Jean Nouvel entworfener Erweiterungsbau im Innenhof des MAH realisiert werden kann. «Es werden sicher 40 Millionen sein, wahrscheinlich 50 Millionen Franken», sagt Gandur.

Sammlung von hohem Rang
Nouvel hatte den Architekturwettbewerb bereits 1998 gewonnen. Doch drei Jahre später fror die Stadtregierung das Vorhaben ein, nachdem das Volk den Erweiterungsbau eines anderen Genfer Museums verworfen hatte. Der für Kultur zuständige Stadtrat Patrice Mugny griff das Nouvel-Projekt erst 2007 wieder auf. Heute kostet die Erweiterung nicht wie einst veranschlagt 80, sondern über 100 Millionen Franken. Museumsdirektor Jean-Yves Marin macht dafür die Teuerung und ein neu im MAH geplantes Uhrenmuseum verantwortlich.
Im Musée Rath zeigt Gandur nun vorerst an verschiedenen Bildern, wie stark sich nach dem Zweiten Weltkrieg die Vertreter des abstrakten Expressionismus beidseits des Atlantiks beeinflussten – «obschon sie sich gegenseitig nicht mochten». Die Werke von Jackson Pollock und anderen Amerikanern wurden weltberühmt, jene der Europäer gerieten in Vergessenheit. Gandur nutzte diese Tatsache und begann 1982, Bilder der zweiten Pariser Schule (1946–1962) zu erschwinglichen Preisen zu sammeln. «Ich bin ein Opportunist der Kunst», sagt Gandur. Er suche den richtigen Moment, um Werke eines Segments zu sammeln, an denen der Kunstmarkt gerade nicht interessiert sei. Heute besitzt die Gandur-Stiftung die zweitwichtigste Sammlung von Werken dieser Kunstepoche, hinter der des Centre Pompidou in Paris. Die «Freude an den schönen Dingen» und die Sammelleidenschaft wurden dem 62-jährigen Geschäftsmann in die Wiege gelegt. Er wuchs in der ägyptischen Hafenstadt Alexandria in einer reichen Familie auf. Deren Vorfahren stammten aus der Region Trient, ein Zweig der Familie wurde 1863 vom österreichischen Kaiser geadelt. In Ägypten übten die Gandurs freie Berufe aus, besassen Ländereien, sammelten altägyptische Kunst und betätigten sich als Mäzene – bis Oberst Gamal Abdel Nasser die alte Ordnung stürzte. Als Staatspräsident Nasser 1961 die Besitztümer der ausländischen Familien verstaatlichte, flohen die Eltern mit dem zwölfjährigen Jean Claude Gandur in die Schweiz. Der Vater, der an der Uni Lausanne Medizin studiert hatte, eröffnete danach in Gryon in den Waadtländer Voralpen eine Kinderarztpraxis, die Mutter arbeitete als Apothekerin.

Zweifel am Wert der Antiken
Die Grosseltern des Waadtländer Mäzens hatten in Alexandria den Grundstock zu einer Sammlung altägyptischer Kunst gelegt. Die Eltern weiteten die Sammlung aus, auf Antiken aus Irak, Afghanistan und andere Regionen im Orient. Jean Claude Gandur sammelt seit jungen Jahren Objekte aus der Antike, sodass seine Stiftung dem Musée d’art et d’histoire nun 800 Objekte zur Verfügung stellen kann. Eine Sammlung, deren Wert in der Genfer Zeitung «Le Courrier» aber angezweifelt wurde: Ein Ägyptologe der Uni Genf und ein Lausanner Museumsdirektor sagten, sie sei wissenschaftlich von geringem Nutzen, und für ein Museum sei die nach dem Geschmack eines Privatmanns angelegte Sammlung ein «überholtes Konzept».
MAH-Direktor Jean-Yves Marin widerspricht: «Die Sammlung Gandur ergänzt unsere eigene Sammlung altägyptischer Kunst ideal.» Gandur selbst beteuert: «Ich sammle nur erstklassige Objekte, die in einer Ausstellung die Besucher ansprechen.» Mit der Leihgabe seiner Kunst will der Mäzen viele, vor allem jungen Menschen solche Erlebnisse ermöglichen. Dieses pädagogische Ziel war einer der Gründe, weshalb Gandur die Idee eines eigenen Museums analog der Fondation Beyeler in Riehen auf-gab – zugunsten der Partnerschaft mit dem etablierten MAH. Denn am Geld für ein Kunstmuseum der Fondation Gandur hätte es nicht gefehlt.
Der Waadtländer stieg 1976 nach Studien des Rechts und der Politikwissenschaften in Lausanne «per Zufall» in den Handel mit Rohöl ein. Das Metier lernte er bei den Rohstoffhändlern von Philipp Brothers in Zug, die ihm den westafrikanischen Markt anvertrauten. Elf Jahre später gründete Gandur mit drei Berufskollegen in Genf die Addax & Oryx Gruppe, die er noch heute leitet und mehrheitlich besitzt. 2009 gelang dem bis dahin diskreten Geschäftsmann der Coup: Für 8,4 Milliarden Franken verkaufte er der chinesischen Sinopec die auf Ölexploration spezialisierte Tochtergesellschaft Addax Petroleum.In Genf gab es angesichts von Gandurs «Geschenk» vereinzelt moralische Bedenken; die Millionen fürs Museum könnten aus Addax-Geschäften mit korrupten Behörden in Nigeria und Irak stammen. «Ich ging vor keiner Regierung in die Knie. Die Konzession für die erfolgreiche Ölexploration in Nigeria hatten wir einer US-Firma abgekauft», wischt der Mäzen die Vorhaltungen vom Tisch. «Ich zerstöre die Stellung, die ich in der Gesellschaft erlangt habe, doch nicht durch eine Korruptionsaffäre.»

Quelle: Tages-Anzeiger Online, 20.5.2011
http://www.tagesanzeiger.ch/mobile/kultur/kunst/Der-Milliardaer-und-die-schoenen-Dinge-/s/28799704/index.html

2011-05-22, Lorenz E. Baumer

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