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Presserschau: Nackte Götzen
Aus den Anfängen der NZZ (7) Nackte Götzen uha. ...
2005-04-27

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2005-04-09

Presseschau: Leserbriefe zur Archäologie an der Universität Bern
Grosse Unruhe «Babylonische Zustände an der Uni»,...
2005-04-07

Presseschau: Professorenstreit um die Archäologie an der Universität Bern
Der Kampf der Professoren Universität Früher wa...
2005-03-31

Presseschau: Antikes Schiffswrack in der Ägäis entdeckt
Athen. SDA/DPA/baz. Ein antikes Schiffswrack ist i...
2005-03-25

 
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Presseschau: Professorenstreit um die Archäologie an der Universität Bern

Der Kampf der Professoren

Universität Früher war Professor Markus Wäfler der engagierte Förderer von Pascal Attinger. Wäfler kümmerte sich um die altorientalische Archäologie, Attinger um die Sprachen der alten Völker in Südmesopotamien. Dank dem Wissenschaftlerteam gelangten die Fachbereiche zu einigem Ruhm. Doch heute ist alles anders: Zwischen den beiden Professoren ist ein offener Konflikt ausgebrochen. Attinger fühlt sich von seinem Chef gemobbt. Die Studierenden kämpfen für den Erhalt ihrer Studienrichtung, und Wäfler hüllt sich in Schweigen. (rw)
Quelle: Der Bund, 31. März, Frontseite



Babylonische Zustände an der Uni
Bei den Archäologen brodelt es: Eine Geschichte über die Macht der Professoren, eine verrauchte Bibliothek und die Keilschrift der Sumerer

Früher hat der Archäologe den Philologen engagiert gefördert. Heute herrscht offener Streit zwischen den beiden Professoren der Universität Bern. Dazwischen kämpfen die Studierenden gegen die Streichung eines Studienfachs.

In der Uni Bern brodelt es.
von Franziska Scheidegger

Die Sumerer haben vor über 4500 Jahren in Südmesopotamien (Babylonien) nicht nur monumentale Bauwerke errichtet, sondern auch die Keilschrift entwickelt und eine Fülle von literarischen Werken verfasst. Einer, der ihre Mythen, Epen, Hymnen und Klagelieder heute noch entziffern kann, ist Professor Pascal Attinger, Dozent 1 am ehemaligen Institut für Vorderasiatische Archäologie und Altorientalische Sprachen, das seit dem 1. März dem neu geschaffenen Institut für Archäologie angegliedert ist. Attinger gehört zu den Koryphäen auf dem Gebiet der Sumerologie und arbeitet seit zehn Jahren mit einem Kollegen von der Ludwig-Maximilian-Universität in München an einem sumerischen Glossar, also einem Wörterbuch über die Sprache der Sumerer. Ein solches existiert bis heute auf der ganzen Welt nicht.

Natürlich ist Attingers Spezialgebiet nicht gerade ein Boomfach, aber zu den kleinsten Fächern gehört es trotzdem nicht. Im letzten Jahr haben sechs Personen im Hauptfach, neun im Nebenfach und sechs als Hörer altorientalische Philologie studiert. Zudem wurde bei Attinger schon eine Doktorarbeit abgeschlossen und zwei weitere Doktorierende sind derzeit eingeschrieben. Bern ist die einzige Deutschschweizer Universität, die altorientalische Philologie als Studienfach anbietet – oder eben angeboten hat.

Uni mit «Volkshochschulniveau»

Im neuen Studienplan für das Bachelor-Programm in Archäologie, der im Herbst in Kraft treten soll, kommt die Philologie kaum noch vor. Auch die entsprechende Abteilung im neuen Institut für Archäologie trägt die altorientalischen Sprachen nicht mehr im Namen. Erst im Master-Programm können interessierte Studierende wahlweise Kurse in Sumerisch und Akkadisch – der zweiten Sprache, die Attinger unterrichtet – besuchen. Dies sei Unsinn, sagt Attinger. So komplexe Sprachen könnten nicht in wenigen Stunden erlernt werden. «Sumerisch auf Volkshochschulniveau» wäre das Höchste, was die Studierenden erreichen könnten. «Das ist das Ende der altorientalischen Philologie in Bern», sagt Attinger.

Dieses Ende wäre laut Attinger vermeidbar gewesen. Zwar sei es tatsächlich nicht möglich, weiter ein Hauptfach Altorientalische Philologie anzubieten. Mit zwei zusätzlichen Lehraufträgen, die die Universität im Jahr 20 000 Franken gekostet hätten, und etwas gutem Willen hätte die altorientalische Philologie in Bern aber weiterhin sinnvoll vermittelt werden können, ist Attinger überzeugt. Dies sei aber an dem Mann gescheitert, der ihn nach Bern geholt und die altorientalische Philologie während vieler Jahre mit grossem Einsatz gefördert habe: Professor Markus Wäfler, langjähriger Inhaber des Lehrstuhls für Vorderasiatische Archäologie und Leiter des Instituts für Vorderasiatische Archäologie und Altorientalische Sprachen. «Vorderasiatische Archäologie kann in sinnvoller Weise nicht losgelöst von den altorientalischen Sprachen studiert werden», schrieb Wäfler noch 1996 in einem Brief an die Fakultätsleitung.

Damals habe man noch ein kollegiales Verhältnis gepflegt, sagt Attinger über seinen Chef. Doch vor etwa sechs Jahren habe sich dies geändert. «Hilfsassistenten durften plötzlich nicht mehr kleinere Arbeiten für meine Projekte erledigen und mir wurde angedroht, mein Büro räumen zu müssen», sagt Attinger. Endgültig umgeschlagen habe die Stimmung, als Wäfler, selbst starker Raucher, versucht habe, ein von den Studierenden durchgesetztes Rauchverbot für ein Stockwerk ihrer Bibliothek wieder aufzuheben. Der Versuch ist gescheitert, unter anderem weil Attinger die Studierenden ermutigt hat, für einen rauchfreien Arbeitsplatz zu kämpfen.

Bücherliste zusammengestrichen

Ab diesem Zeitpunkt hätten sich die Fronten verhärtet, sagen Attinger und mehrere Studierende heute. Unterdessen ist es so weit, dass Wäfler seinem Dozenten die früher anstandslos bewilligte Bücheranschaffungsliste zusammenstreicht und Attinger unter Androhung einer Teilkündigung gezwungen wurde, eine neue Stellenbeschreibung zu unterzeichnen. Darin wird er unter anderem verpflichtet, Vorlesungen in Wissenschaftsgeschichte zu halten. «Das gehört absolut nicht zum Kern meines Fachs», sagt der Philologe.

Die Studierenden haben sich in den letzten Monaten für ihr Fach engagiert – und zwar bei allen Instanzen vom Dekan bis zum Erziehungsdirektor. In der Fakultätsleitung haben sie beispielsweise gefordert, dass «Altorientalische Sprachen» weiterhin Bestandteil des Namens der neuen Abteilung des Instituts für Archäologie bleibt. Eine Mehrheit hat für den Antrag gestimmt, für das erforderliche Zweidrittelsmehr hat es aber nicht gereicht. In der Folge sei eine Doktorandin von Wäfler «regelrecht erpresst» worden. Falls sich Attinger nicht kooperativ verhalte, dürfe sie nicht bei ihm promovieren, wurde ihr beschieden. Dass die Bestimmung des Doktorvaters nicht Sache des Institutsleiters ist, erfuhr die Doktorandin erst später.

«Es gibt keine demokratischen Strukturen an der Uni», klagt eine andere Studentin. Ein Professor könne als Alleinherrscher ohne strukturelle oder finanzielle Zwänge ein Fach de facto streichen. Die Professoren der Fakultät würden sich gegenseitig decken. Eine Studentin spricht sogar von «mafiösen Zuständen».

Erfolglos für die altorientalische Philologie eingesetzt hat sich auch die Theologische Fakultät, die ebenfalls ein Interesse an den alten Sprachen hat. Und schliesslich haben sich ausländische Professoren für die altorientalische Philologie in Bern stark gemacht, und die Schweizerische Gesellschaft für orientalische Altertumswissenschaft macht sich ebenfalls Sorgen und will sich des Falles am 16. April in einer Klausur annehmen.

Professor Wäfler schweigt

Professor Wäfler will sich zu den Problemen in seiner Abteilung nicht persönlich äussern und verweist an den Dekan. Dieser begründet die faktische Streichung des Fachs mit der Bologna-Reform. Die Altorientalische Philologie werde künftig als philologisch-kulturwissenschaftlicher Studienbereich in den archäologischen Studienbereichen vertreten sein, schreibt Reinhard Schulze in seiner Stellungnahme. Und weiter verspricht er: «Die altorientalische Philologie wird weiter als forschungsorientierte Disziplin, in der auch der wissenschaftliche Nachwuchs betreut wird, bestehen bleiben.» Dass der Philologe Attinger nun Kultur- und Wissenschaftsgeschichte statt Sumerisch und Akkadisch unterrichten muss, begründet Schulze mit dem optimierten Einsatz der personellen Ressourcen. «Kultur- und Wissenschaftsgeschichte sind nicht als gebietsfremde Vorlesungen einer Lehrbefähigung für Altorientalische Philologie zu verstehen.» Und zur zusammengestrichenen Bücherliste meint Schulze: «Die Bestellung von Büchern ist angesichts der knappen Mittel unter Berücksichtigung der Schwerpunktsetzung der Abteilung durchzuführen.»

Die Opfer von «Bologna»

Sollte die Geschichte in den nächsten Monaten nicht noch eine unerwartete Wendung nehmen, so wird die Bologna-Reform an der Universität Bern nach dem Nebenfach Medienwissenschaft noch ein weiteres Opfer fordern.


EXTRA
«Betreuung ist sehr schlecht»

Auch in der anderen Abteilung des Instituts für Achäologie ist die Stimmung auf einem Tiefpunkt. Das Institut ist Anfang März, durch die Zusammenlegung der Institute für Archäologie des Mittelmeerraumes und für Vorderasiatische Archäologie, entstanden. «Normal zu studieren ist in diesem Semester nicht möglich», klagt die Fachschaft Klassische Archäologie, der die 41 Studierenden der Mittelmeerarchäologie angehören.

Der Lehrstuhl für Archäologie des Mittelmeerraumes ist seit der Emeritierung von Dietrich Willers im August 2003 vakant. Ein Ernennungsverfahren für eine Neubesetzung ist im letzten Jahr unter unglücklichen Umständen gescheitert. Einigen konnte man sich lediglich darauf, eine Zwischenlösung mit einem Assistenzprofessor anzustreben. Doch auch diese Stelle wird erst im Herbst besetzt.

Die Betreuungssituation sei sehr schlecht, bemängelt die Fachschaft. Wissenschaftliches Personal, das sich um die Studierenden kümmere, gebe es derzeit keines. Das Lehrprogramm beschränke sich auf drei fachbezogene Veranstaltungen, die alle von auswärtigen Wissenschaftlern gehalten würden. Grundsätzlich sei die Mittelmeerarchäologie seit der Emeritierung von Professor Willers zu Lasten der Vorderasiatischen Archäologie zurückgedrängt worden, kritisiert die Fachschaft.

Im Herbst solls besser werden

«Das ist Unsinn», sagt Stig Förster. An der Mittelzuteilung für die beiden Abteilungen habe sich nichts geändert, so der interimistische Leiter des Instituts für Archäologie, der ansonsten als Vizedekan und Professor für Neueste Geschichte amtet. Es sei aber tatsächlich unglücklich, dass der Lehrstuhl für Mittelmeerarchäologie schon so lange verwaist sei. Spätestens im September werde aber der neue Assistenzprofessor seine Stelle antreten und ab 2007 sei der Lehrstuhl wieder mit einem ordentlichen Professor besetzt.

Ein Problem sei auch, dass es in der Abteilung derzeit kaum Personal gebe, das sich um die Studierenden kümmern könne. Neue Leute würden aber erst angestellt, wenn der Assistenzprofessor gewählt worden sei. Der Studienbetrieb könne aber dennoch auch in diesem Semester garantiert werden. Das Programm werde von Gastdozenten bestritten und entspreche voll den Anforderungen. Einzig eine Grabungsexkursion könne nicht angeboten werden.

Grundsätzlich sei das Institut für Archäologie in Bern keinesfalls gefährdet, sagt Förster. «Im Gegenteil», die Philosophisch-historische Fakultät habe mit der Archäologie noch einiges vor. Bis etwa ins Jahr 2010 sollen alle Archäologien, also auch die Ur- und Frühgeschichte und die Archäologie der römischen Provinzen, zu einem grossen Institut mit vier Abteilungen zusammengeführt werden. Mit einem attraktiven Angebot sollen mehr Studierende angelockt und so die Zukunft des Instituts langfristig gesichert werden. Dereinst solle das Berner Institut für Archäologie eine bedeutende internationale Ausstrahlung haben.

«Bis es so weit ist, kommt noch einiges auf uns zu», sagt Förster. Tatsächlich hat bereits die erste Umstrukturierung für einigen Wirbel gesorgt. Ein langjähriger Dozent steigt auf die Barrikaden (vergleiche Hauptartikel), im Grossen Rat ist eine Interpellation zum Thema hängig und die Studierendenvertreter sind im Januar aus Protest gegen die fehlenden Mitbestimmungsmöglichkeiten aus dem strategischen Führungsorgan der Fakultät zurückgetreten. (rw)

EXTRA
Wer schlichtet Konflikte?

An den Universitäten sorgen immer wieder Personalkonflikte für Schlagzeilen. Einerseits ist das mit der Grösse der «Unternehmen» – die Universität Bern hat fast 4000 Angestellte und 12 000 Studierende – und mit dem öffentlichen Interesse am staatlich finanzierten Wissenschaftsbetrieb erklärbar. Andererseits können aber auch die steile Hierarchie und die starke Abhängigkeit der Studierenden und des wissenschaftlichen Personals von den Professoren für Spannungen sorgen.

An der Universität Bern verfügt einzig die Medizinische Fakultät über eine eigentliche Ombudsstelle zur Schlichtung von Konflikten. Um Probleme des wissenschaftlichen Nachwuchses kümmert sich die vom Rektor präsidierte Nachwuchsförderungskommission. Ansonsten gelte, so Uni-Rektor Christoph Schäublin: «Im Falle von Konflikten, die institutsintern nicht bewältigt werden können, nimmt sich zunächst das Dekanat der Sache an. Nicht selten kommt es vor, dass dieses den Fall dem Rektor weitergibt, dem eine kompetente Personalabteilung, mit Erfahrung in Mediation, zur Seite steht.» (rw)

Quelle: Der Bund, 31. März 2005

2005-03-31, Lorenz E. Baumer

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