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Presserschau: Nackte Götzen
Aus den Anfängen der NZZ (7) Nackte Götzen uha. ...
2005-04-27

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Aus den Anfängen der NZZ (7) Nackte Götzen uha. ...
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Presserschau: Nackte Götzen

Aus den Anfängen der NZZ (7)
Nackte Götzen
uha. Die Aufklärung liebte die Antike. Die aufstrebenden bürgerlichen Schichten fanden in ihr Vorbilder für eine bessere Zukunft. Athen und Rom standen für vieles: für vorzivilisatorische Ursprünglichkeit, die Gestaltungskraft bürgerlicher Tugenden und republikanische Regierungsformen. Als einer der Wegbereiter der «Antikenbegeisterung» gilt der Zürcher Dichter Salomon Gessner (1730-1788), eine der berühmtesten Persönlichkeiten der Zeit und Mitbegründer der «Zürcher Zeitung». Überaus geschätzt wurde er auch vom deutschen Altertumsforscher Johann Joachim Winckelmanri, der die Rezeption der von ihm idealisierten griechischen Kunst («edle Einfalt, stille Grosse») bis in die Gegenwart prägen und der kunstgeschichtlich motivierten Archäologie im 19. Jahrhundert zum Durchbruch verhelfen sollte.
Im 18. Jahrhundert interessierte man sich nur in Gelehrtenkreisen für die in den Anfangen steckende Archäologie. Umso bemerkenswerter ist folgende Nachricht aus der soeben gegründeten «Zürcher Zeitung» (5. April 1780): «Es kommt uns ein Schreiben aus Jumilla (...) zu Händen, das den Liebhabern der Altertümer nicht unangenehm seyn dörfte.» In der nahe Ali-cante gelegenen Stadt Jumilla sind zahlreiche römische Villen und Gräber aus dem 4. Jahrhundert entdeckt worden: «Man fand erstens Ueberbleibsel von grossen Mauern, Fußgestelle von Säulen, Bruchstücke von Cornichen, und andere ausgearbeitete Steine, Mörtel von sehr feiner grüner Glasur- und Fleischfarbe. 2.) Bruchstücke von sehr schönem blauen, weissen, und gelb geäderten Jaspis, Stüke von Saguntinischen Ge-fassen, von dreyerley Farben, worunter einige sehr zart ausgearbeitet sind. Ein ganzes Gefäß von Töpfer-Thon, tabackfarbig, in sphärischer Gestalt, mit einem langen Halse, welches mit einem eisernen Nagel an eine Mauer angeheftet ist. Eine Leichen-Lampe in einem Grabe. (...) 4.) Grosse Dachziegeln mit verschiedenen Einfassungen, Mehrere Jnschriften auf weissem Marmor in einem irrdenen Gefasse, und auf einem kleinen mosaischen Pflaster (...). 5.) Vergoldete Gläser, von der nämlichen Art, wie sie Plinius, der Natur-kündiger beschreibt. 6.) Münzen der vornehmsten Städte und Colonien, wovon die Schriften bereits unleserlich sind, worunter auch eine mit den Brustbildern des Agrippa und Augustus sich befindet. 7.) Einige Götzenbilder, darunter eine sitzende Gottheit von Thon, und 2 von Erz, deren eine mit einer Scherpe und einem Gürtel versehen ist, woran ein unbekanntes Waffenstück hängt. Ein anderer bis an die Brust nacketer Göze, mit dem Zeigefinger auf dem Munde, und mit einer Hand auf der Achsel, so ein Harpokratcs mseyn. scheint. Einen andern Götzen von Bley mit einem schreyenden Katzenkopfe, Eidexen-Armen, einem weiblichen Körper, und grossen Brüsten, in einer tanzenden Stellung.»
Wahrscheinlich stammt der Text aus der Feder eines englischen Lords, der (wie viele andere seiner Landsleute) im Süden Jagd auf Trouvaillen für seine Antikensammlung gemacht hatte. Ob die Nachricht primär Liebhaber antiker Kunstwerke ansprechen sollte? Diese waren allerdings ausser-halb Englands selten anzutreffen. Vielmehr zeugt sie wohl davon, dass sich das informierte Zürcher Publikum für die Geschichte der Antike interessierte und (vorausgesetzt, dass sich der zuständige Redaktor nicht täuschte) über Materialien und Beschaffenheit aller aufgefundenen Überreste, nicht nur der Kunstwerke im engeren Sinn, präzis im Bilde zu sein wünschte. Aus der an sich nüchternen Auflistung spricht eine rührende Liebe fürs Detail, eine geradezu sinnliche Geduld, die im Zeitalter der Fotografie kaum mehr vorstellbar ist. Vor allem aber legt der Text die Vermutung nahe, dass sich das Interesse der Zürcher Leserschaft unverhohlen auch an der Andersartigkeit der antiken Kultur und dem betörenden Gebaren ihrer heidnischen Götter entzündete.
Rund zweihundert Jahre später sollte die spanische Stadt nochmals für Aufsehen sorgen - diesmal aber nur unter Archäologen: Mitte der achtziger Jahre wurde bei Jumilla ein griechisches Gräberfeld mit reliefartigen Reiterstatuen aus dem vierten Jahrhundert vor Christus entdeckt.

Quelle: Neue Zürcher Zeitung 27. April 2005, Feuilleton

2005-04-27, Lorenz E. Baumer

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