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Presseschau: Sumerischer Terracotta-Löwenkopf im Angebot

Interpol und die irakischen Behörden arbeiten gegen den Handel mit Artefakten im Internet

Wer eine irakische Antiquität sucht, wird im Internet fündig. Bei Auktionen werden Tausende Artefakte angeboten - zu sehr kommoden Preisen. Nur sind viele entweder gefälscht oder gestohlen.

von Christoph Plate

Die Preise scheinen moderat, erschwinglich für jeden, der gerne etwas richtig Altes aus Mesopotamien möchte: 99 US-Dollar für eine Halskette aus sumerischer Zeit, etwa 5000 Jahre alt, das klingt nach einem Schnäppchen. Einen 14, Zentimeter hohen sumerischen Löwenkopf aus Terracotta, «aus Abrahams Zeiten», heisst es im Angebot, ist für 1500 Dollar zu haben. Hinzu kommen noch 11 Dollar 50 für die Versandkosten aus dem niederländischen Eindhoven. Angeboten werden solche Antiquitäten aus dem Nahen Osten auf der Website des Online-Auktionshauses Ebay oder etwa beim Versandhaus Baghdad.Marketplace. Ob der Käufer sicher sein könne, dass das Objekt nicht aus einem Museum oder einer Raubgrabung im Irak stammt? Einer der Händler antwortet per E-Mail: «Wir geben eine schriftliche Erklärung, dass dieses Objekt weder gefälscht noch gestohlen ist.» Allerdings können sich Schmuggler und Kunsthändler solche Bescheinigungen selbst ausstellen, Stempel und Formulare können problemlos gefälscht werden. Auch bei solchen angebotenen Unbedenklichkeitserklärungen des Händlers sollte Misstrauen angebracht sein. Der Internethandel mit irakischen Statuen aus Ton oder Stern, mit antiken Rollsiegeln und mit Schmuck hat solche Ausmasse angenommen, dass Experten vom irakischen Nationalmuseum in Bagdad dazu übergegangen sind, auf ihrer Website einige der auf Ebay gehandelten Artefakte und die Händler öffentlich zu machen (www.baghdadmuseum.org). Von den Diensten dieser irakischen Archäologen profitiert auch Karl-Heinz Kind. Der deutsche Kriminalbeamte leitet bei Interpol in Lyon die kleine Abteilung für gestohlene Kunstwerke. Er muss nach dem «Schrei» von Edvard Munch ebenso fahnden wie nach aus dem Irak gestohlenen Exponaten. «Wir weisen nationale Polizeibehörden, wie das FBI, darauf hin, wenn ein Gegenstand im jeweiligen Land angeboten wird», sagt Kind. Interpol kooperiert mit der Unesco und dem Internationalen Koordinationskomitee zur Sicherung des kulturellen Erbes im Irak. Die Unesco kann lediglich Empfehlungen geben und versuchen, die Koordination mit den Anrainerstaaten des Iraks zu verbessern. Interpol in Lyon leitet selbst keine Ermittlungen, im Internet wird eine aktuelle Liste von im Irak gestohlenen Objekten (www.interpol.com) unterhalten.
Lediglich zwei Polizisten beschäftigen sich damit bei Interpol. Und die sehen sich mit mannigfaltigen Schwierigkeiten konfrontiert: Bei den von Ebay organisierten Auktionen verbleiben die Gegenstände nur wenige Tage im Angebot, der Zugriff auf ein möglicherweise gestohlenes Objekt ist schwierig. Das wissen natürlich auch die Händler. Um den Nachweis zu erbringen zu versuchen, dass ein antiker Gegenstand im Irak gestohlen wurde, muss man das Objekt in den Händen halten. Das wird schwierig, wenn - kaum dass Händler und Käufer sich auf Ebay handelseinig geworden sind - der Terracotta-Löwenkopf in einem kleinen Pappkarton mit einem der Kurierdienste um die Welt gesendet werden kann. Die Händler versuchen sich den Fragen kritischer Käufer zu entziehen, indem sie erklären, dieser Terracotta-Kopf oder jene Halskette stammten aus dem heutigen Syrien oder aus Iran - und schon ist das Verbot des Handels mit Artefakten aus dem Irak umschifft.
Der Heidelberger Archäologieprofessor Peter A. Miglus war bis zu Beginn des Kriegs 2003 an den Ausgrabungen in Assur, nördlich von Bagdad, beteiligt. Heute bekommt er oft Anfragen von Privatpersonen, die um die Schätzung eines Objektes bitten. Wie Miglus weigern sich viele Kollegen, eine Expertise zu verfassen oder über ein Objekt in einer Fachzeitschrift zu publizieren. «Um den Wert des Objekts nicht zu steigern», erklärt Miglus. Manche erliegen aber doch der Versuchung eines üppigen Honorars und zertifizieren die Echtheit eines Objekts, das vermutlich gestohlen wurde.
Die Plünderung der Grabungsstätten, sagt der Interpol-Experte Kind, sei weitaus tragischer als die Raubzüge etwa im Bagdader Nationalmuseum. Die Herkunft dieser Gegenstände ist sehr leicht zu kaschieren, weil sie nirgendwo registriert sind.
Eines scheint vielen der im Interne gehandelten Exponate gemeinsam zu sein: Sie sind klein und lassen sich verstecken. Dass viele Exponate günstig zu haben sind, liegt nach Ansicht von Interpol-Mann Kind einem einfachen Marktgesetz: Nach Plünderungen und Raubgrabungen sei der Markt überschwemmt, die Preis purzeln.

Quelle: NZZ am Sonntag, 5. Juli 2005, International

2005-07-04, Lorenz E. Baumer

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