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Presseschau: Getty im Zwielicht

In Rom hat der Prozess gegen Marion True begonnen
42 antike, aus Raubgrabungen stammende Objekte sollen mit Wissen der verantwortlichen Kuratorin in die Sammlung des Getty Museum gelangt sein. Betroffen sind inzwischen auch andere Museen - der Skandal weitet sich aus.

Wie eine Akropölis des ausgehenden 20. Jahrhunderts thront der von Richard Meier entworfene und 1997 eröffnete Komplex des Getty Trust über Los Angeles. Der Ausblick über die vom Smog leicht umhüllte, sich endlos ausbreitende Metropole ist unter den Strahlen der untergehenden Herbstsonne phantastisch, und das gedruckte Tagesprogramm, das die Besucher in die Hand gedrückt bekommen, lädt wie immer ein zu Führungen durch den Park, den Gebäudekomplex oder zu den Höhepunkten der Sammlung.

Missgeschicke und Skandale
Nichts erinnert hier oben daran, dass es hinter den Türen rumort. Denn der J. Paul Getty Trust, der mit einem Vermögen von neun Milliarden Dollar als reichste Kunstinstitution der Welt gilt, sorgt seit einiger Zeit in der kalifornischen Presse - und mittlerweile weltweit - für negative Schlagzeilen. Angefangen hat die Serie von Missgeschicken mit dem Rücktritt von Deborah Gribbon, der Leiterin des Getty Museum: aufgrund «unüberwindlicher Differenzen» mit Barry Munitz, dem Präsidenten des Getty Trust. Während Gribbon das Museum als Kern des Getty Trust sieht, um das die anderen Einrichtungen gleichsam als Satelliten kreisen, sucht Munitz nach einer stärkeren Positionierung des Research Institute und des weltweit tätigen Konservierungsprogramms. Zwar schien mit dem zurückhaltenden und wenig profilierungssüchtigen australischen Museumsmann Michael Brand als Nachfolger Gribbons das Problem zunächst gelöst, doch dann geriet Munitz selbst ins Kreuzfeuer der Kritik. Dem obersten Getty-Chef wird nicht nur ein exorbitantes Spesenbudget, sondern auch ein Grundstücksverkauf aus dem Stiftungsvermögen vorgeworfen, der zur Begünstigung eines befreundeten Geschäftspartners deutlich unter dem Marktwert erfolgt sein soll. Weil Stiftungen Steuerfreiheit gemessen, ermitteln inzwischen die kalifornischen Behörden gegen den Trust.
Doch das eigentliche Problem, mit dem sich das Getty Museum konfrontiert sieht, ist mit der Person von Marion True verbunden, die seit 1986 die Antikensammlung des Museums leitete. Am 1. Oktober dieses Jahres trat die in der Fachwelt respektierte Wissenschafterin, die noch im Juni eine Solidaritätsadresse von einer Anzahl renommierter Kollegen erhalten hatte, von ihrem Posten zurück. True habe, so kommunizierte das Getty Museum, den Erwerb eines privaten Ferienhauses auf der griechischen Insel Paros 1995 mit einem Kredit finanziert, der durch ihre Kontakte zu dem Londoner Kunsthändler Christo Michailidis eingefädelt worden sei. Michailidis und seine Partnerin Robin Symes aber stehen in enger Geschäftsbeziehung zum Getty Trust - seit 1986, so die «Los Angeles Times», haben sie antike Kunstwerke im Wert von 30 Millionen Dollar an das Museum verkauft.
Der Paros-Kredit, welcher der Getty-Leitung schon seit 2002 bekannt ist, war aber nur ein Vorwand für die Trennung voft True. Tatsächlich ist die Kuratorin seit Mai dieses Jahres ins Visier italienischer Ermittler geraten, die sie des wissentlichen Ankaufs von Objekten aus Raubgrabungen beschuldigen - insgesamt 42 etruskische und römische Stücke sollen illegal in die Sammlung des Getty Museum gelangt sein.
Als Indizien der Untersuchungsbehörden dienen Polaroids, die 1995 in einem Genfer Lager des Kunsthändlers Giacomo Medici beschlagnahmt worden waren. Die Bilder zeigen diverse antike Kunstwerke in ungereinigtem und unrestauriertem Zustand, die von dem im vergangenen Jahr zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilten Medici in den Kunstmarkt eingeschleust wurden, und dienten der Identifizierung der Objekte im Bestand des Getty Museum. Italien, das seit 1939 Verkauf und Ausfuhr antiker Fundstücke nur mit einer staatlichen Bewilligung gestattet, fordert die Rückgabe sämtlicher 42 Objekte. Nach einem Fehlstart im Juli - die Hauptangeklagten waren nicht erschienen - begann Mitte November in Rom der Prozess gegen Marion True sowie den mit Medici und True zusammenarbeitenden Kunsthändler Robert Emanuel Hecht jr.; die Ermittler glauben, genug eindeutige Beweise dafür zu haben, dass True von der illegalen Provenienz der Ankäufe wusste. Die Informationen, die seitens der Strafverfolger inzwischen an Medien und Öffentlichkeit gelangt sind, deuten auf ein über Jahre aktives Netz von Grabräubern, Schmugglern, Hehlern und Händlern hin - sowie Museumsleuten, die, von Prestige oder Gier getrieben, sich über international geltendes Recht hinwegsetzten.
Nach der Raubkunstdiskussion der vergangenen Jahre wird der Prozess in Rom die Debatte um die Rückgabe von Museumsbesitz an die Herkunftsländer neu entfachen. Heutige Regelungen sind strenger als die in früheren Zeiten, und es stellte sich das Frage, wie weit zurück man Erwerbungen nach gegenwärtigen Massstäben bewerten will. Museumsleiter mögen mit einem gewissen Recht anführen, dass Objekte aus Raubgrabung immer noch besser in einer öffentlichen als in einer privaten Saminlung aufgehoben seien.
Andererseits zeichnete sich nach vorliegenden Informationen das Getty Museum durch eine besonders intensive Ankaufspolitik aus. Der Wunsch, eine exquisite Antikensammlung zu einer Zeit aufzubauen, da wichtige Stücke kaum mehr legal auf dem Markt erhältlich waren, aber auch die schier unerschöpflichen Finanzmittel trieben die Verantwortlichen zu fragwürdigen Erwerbungen. Inzwischen konnten anhand der Polaroids weitere Stücke in amerikanischem Museumsbesitz identifiziert werden, und der Skandal zieht weitere Kreise. Betroffen sind jetzt auch das Boston Museum of Fine Arts, das Minneapolis Institute of Fine Art, das Toledo Museum of Art, das Princeton University Art Museum und schliesslich das Metropolitan Museum in New York.

Aufklärung ist nötig
Man mag die Trennung von True als - kaum tauglichen Versuch ansehen, die Verantwortung von der Institution Getty abzulenken, und die freundschaftliche Geste, nicht als Schuldeingeständnis kommunizierte Rückgabe dreier Antiken (eines Krugs des Vasenmalers Asteas, eines Grabsteins des 6. Jahrhunderts, eines etruskischen Bronze-Kerzenleuchters) kann die italienischen Ermittler wohl nicht besänftigen. Nach langem Schweigen hat sich endlich Ende Oktober eine Kommission am Getty Center installiert, welche die Vorwürfe untersuchen soll. Was auch dringend nötig ist - denn für den 28. Januar ist nach gut siebenjähriger Schliessung die Wiedereröffnung der Getty-Villa in Malibu angekündigt. Die pompöse Villa, eine Rekonstruktion der Villa dei Papiri in Herculaneum, diente von 1974 an bis zur Eröffnung des Meier-Komplexes als Sitz des Getty Museum. Nun ist die Villa, die zukünftig allein der Präsentation der Antikensammlung dient, für 275 Millionen Dollar durch die in Boston ansässigen Architekten Machado and Silvetti umgebaut und erweitert worden. Di o&ffenkundig hemmungslose Akquisitionspolitik der eigenen Institution wäre zweifellos ein geeignetes Thema für den ersten Kongress im neuen wissenschaftlichen Studienzentrum.
Hubertus Adam
Quelle: NZZ vom 18. Oktober 2005, Feuilleton, S. 48

2005-11-19, Lorenz E. Baumer

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