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Presseschau: Sind kleine Lehrstühle in Gefahr?

Rektorenkonferenz will Betreuungsverhältnisse optimieren

Die Aussicht, dass dereinst für einen Studiengang eine Mindestanzahl von 20 Studienanfängern pro Jahr vorgeschrieben sein soll, sorgt mancherorts für Unbehagen. Kleinere Fächer sollen unter Umständen über die Grenzen der Universitäten hinweg in der Lehre zusammenarbeiten. In der Romandie ist dies teilweise schon üblich.

Im Jahr 2015 soll es an den Schweizer Universitäten keinen Bachelor- und Master-Studiengang mehr geben, den nicht mindestens 20 Studienanfänger pro Jahr in Angriff nehmen. Diese Vorgabe ist Teil der Zukunftsvisionen des Gremiums, das die Umsetzung der Bologna-Reform koordiniert: Die Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten (Crus) hat in einem Strategiepapier für die nächsten zehn Jahre Regeln für die «Universitätslandschaft Schweiz» formuliert, die besonders Vertretern kleinerer akademischer Disziplinen einen gehörigen Schrecken eingejagt haben.

Mehr Zusammenarbeit
Dabei handelt es sich bei dieser Vorgabe aus der Sicht der Rektoren keineswegs um eine Kriegserklärung an die kleinen «Orchideenfächer» wie zum Beispiel Indogermanistik, Afrikanistik oder Ägyptologie. Der Crus gehe es nicht um die Marginalisierung oder gar Abschaffung kleiner Lehrstühle, versichern sowohl das Strategiepapier als auch der Generalsekretär der Rektorenkonferenz, Mathias Stauffacher. Vielmehr soll die Qualität der neuen (Bologna-)Studiengänge auch durch eine Optimierung der Betreuungsverhältnisse gewährleistet werden. So betreffen weitere Regeln der «Strategie 2005-2015» auch Mindestzahlen von Professoren pro Studiengang sowie Betreuungsquotienten (siehe Kasten).

Um sich in den nächsten Jahren solch idealen Verhältnissen anzunähern, werden den Verantwortlichen der Lehre an den Universitäten im Wesentlichen zwei Massnahmen empfohlen: Sie sollen einerseits die interdisziplinäre Zusammenarbeit an der eigenen Universität fördern und Studiengänge schaffen, die unter Umständen mehrere Fächer oder Disziplinen zusammenführen - wie es das Bologna-Modell ebenfalls vorsieht. Anderseits werden die Universitäten aufgefordert, sich untereinander zu vernetzen. So könne es doch gerade in der Schweiz, wo die Universitäten zum Teil kaum 100 Kilometer weit auseinander liegen, nicht als unzumutbar betrachtet werden, dass gewisse Dozenten oder Studierende der Vielfalt und Breite des Studiums zuliebe für eine Lehrveranstaltung auch einmal an eine benachbarte Universität fahren müssen, sagt Stauffacher.

Aufsehenerregende Aufhebungen von kleineren Lehrstühlen aus Gründen der «Rentabilität», wie sie in letzter Zeit beispielsweise in Basel (Astronomie, Geologie, Slawistik) oder Neuenburg (Italienisch) diskutiert oder angeordnet wurden, sollen damit nicht provoziert, sondern im Gegenteil durch eine Koordination der Ressourcen möglichst verhindert werden. Denn soweit sind sich alle einig: Die Grösse bzw. Beliebtheit eines Faches bei den Studierenden sagt noch nicht viel über dessen wissenschaftliche Existenzberechtigung aus. Und jede Schweizer Universität sollte im Prinzip eigenständig darüber entscheiden können, in welchen Gebieten sie forschen (und lehren) möchte.

Angst um die Vielfalt
Vor allem die Deutschschweizer Universitäten tun sich teilweise jedoch schwer mit dem Gedanken einer «von oben» dekretierten Vernetzung der Lehre in Disziplinen, welche gar nicht unbedingt miteinander verhängt werden wollen. Die deutsche Tradition des Lehrstuhlprinzips ist hier bis heute tief verankert. Die philosophische Fakultät der Universität Zürich hat denn auch die Erhaltung der Vielfalt der Disziplinen zu einer der obersten Prioritäten bei der Umsetzung von «Bologna» erklärt. - Mehr als die Hälfte der Fächer dieser Fakultät, die erst 2006 in eine Bologna-konforme Form von «Studiengängen» gebracht werden sollen, wären laut Prorektor Ulrich Klöti rein rechnerisch von der «Zwanziger-Regel» betroffen. Ein Umstand, der die philosophische Fakultät unter Dekan Andreas Fischer zu einer sehr kritischen Stellungnahme zu den Zielen der Crus veranlasst hat. Darin wird die Vorgabe der 20 Studienanfänger pro Jahr und Studiengang als «im höchsten Mass problematisch» bezeichnet. Die Fächervielfalt würde dadurch «fundamental gefährdet». Bei Fächern wie Archäologie oder Islamwissenschaften, deren Existenzberechtigung wohl unbestritten sei, würde ein Ausbau nicht viel Sinn ergeben. Weder sei mit grösseren Studierendenzahlen zu rechnen, noch existierten ausreichende Berufschancen für zusätzliche Absolventen.

Auch in Bezug auf die Zusammenlegung von Fächern in grössere Studieneinheiten äussert die Zürcher philosophische Fakultät Zweifel. So drohe in vielen Fällen eine «Verwässerung des Fachstudiums», welche die Qualität der Ausbildung beeinträchtige. Es müsse beispielsweise weiterhin möglich sein, Japanologie und Sinologie separat zu studieren. Ein Studiengang «Ostasienwissenschaften» könne den sprachlichen Anforderungen nicht gerecht werden.

Kooperationen mit anderen Universitäten werden in der Zürcher Stellungnahme nicht direkt angesprochen und scheinen für den Dekan vorderhand auch nicht zur Debatte zu stehen. Natürlich gebe es in einzelnen Fächern wie Film- oder Theaterwissenschaften Kooperationen mit anderen Institutionen. Doch systematisch seien diese nicht. Mobilität werfe immer viele Fragen auf, was Stundenplan und Kosten betreffe. Für Zürich als grosse, gut finanzierte Universität stehen solche Kooperationen also nicht im Vordergrund.

Netzwerke in der Romandie
In der Romandie ist die Vernetzung der Universitäten untereinander ungleich weiter fortgeschritten, auch ohne Vorgaben. Ist dies damit zu erklären, dass die kantonalen Universitäten dort tendenziell kleiner sind und näher zusammen liegen? Liegt es an einer «schulischeren» beziehungsweise «französischeren» Auffassung der akademischen Lehre, die es den welschen Universitäten auch leichter zu machen scheint, die Bologna-Reform einzuführen? Es scheint jedenfalls, als sei man im Westen der Schweiz eher gewohnt, Ressourcen zu vereinen und Abläufe miteinander zu koordinieren. Gleich mehrere Netzwerke und Verbunde zwischen den Universitäten existieren nebeneinander oder überlagern sich. Seit bald 40 Jahren arbeiten die Universitäten von Genf, Lausanne, Neuenburg und Freiburg in Sachen «Troisième cycle», akademischen Nachdiploms- und Spezialisierungsstudien nach französischem Modell, in der Cuso (Conférence universitaire de Suisse occidentale) zusammen.

Bereits seit Mitte der 1990er Jahre koordinieren die Universitäten Bern, Neuenburg und Freiburg ihre Ausbildungen im Netzwerk «BeNeFri». Immer mehr Fächer sind im Laufe der Jahre dazugekommen. So ist es heute für Studierende in über 30 Studiengängen - von Astrophysik bis Wirtschaftswissenschaften - zur Selbstverständlichkeit geworden, für bestimmte Kurse an eine «Nachbaruni» zu fahren oder Vorlesungen und Seminare «zu Hause» bei einem «fremden» Professor zu besuchen.

Neuenburg als kleine Universität mit 3300 Studierenden ist mehr als andere von solchen Übereinkünften abhängig. Deshalb ist sie auch beim «Triangle Azur» dabei, einem Abkommen, das sie seit 2002 mit den Universitäten Genf und Lausanne verbindet. In diesem Rahmen ist zum Beispiel das Theologiestudium der drei Universitäten von Grund auf reformiert, zusammengelegt und mit jeweiligen Schwerpunkten auf die drei Institutionen verteilt worden. In Neuenburg und Luzern existiert zudem seit 2004 ein zweisprachiger Doppel-Master der Rechtswissenschaften, den man je zur Hälfte in Neuenburg und an der Universität Luzern absolvieren kann.

Odilia Hiller

Regeln der Rektorenkonferenz
oh. Die Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten hat für die künftige Universitätslandschaft» unter anderem folgende Regeln aufgestellt:

- Bachelor- und Master-Studiengänge haben mindestens 20 Studienanfänger pro Jahr.
- Bachelor- und Master-Studiengänge haben insgesamt höchstens 80 Studierende pro Professor.
- Jeder Bachelor- und Master-Studiengang wird von mindestens drei langfristig angestellten Professorinnen oder Professoren mit je mindestens 50 Prozent eines Vollzeitdeputats verantwortet.

Quelle: NZZ, 2. November 2005
(mit etwas Verspätung gesehen)

2005-12-04, Lorenz E. Baumer

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