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Presseschau: Griechische Mythen auf klassizistischen Gemmen
Griechische Mythen
Der klassizistische Gemmenschneider Giovanni Calandrelli in Berlin
Die einst berühmten Kartons der Götter Griechenlands, die Peter Cornelius für die zwischen 1819 und 1830 ausgeführten und im Zweiten Weltkrieg zerstörten Fresken der Glyptothek in München schuf, sind prachtvoll restauriert nach einer Präsentation in der Isar-Stadt zurückgekehrt an ihren angestammten Ort in der Alten Nationalgalerie in Berlin. In dem 1876 eröffneten Haus repräsentierten die 48 grossformatigen Darstellungen den Höhepunkt der deutschen Kunst, bis sie als zu gedankenschwer den neuen Strömungen Platz machen mussten. Die monumentale Schau wird ergänzt durch eine intime Kabinettausstellung, in welcher der Römer Gemmenschneider Giovanni Calandrelli (1784-1853), der seit 1832 in Berlin arbeitete, zu entdecken ist. Calandrelli gilt als ein Hauptvertreter der im Klassizismus neu belebten Steinschnittkunst. Diese war dank Winckelmann, Baron Philipp von Stosch und Asmus Jacob Carstens zu einer der Vasenmalerei ebenbürtigen Quelle mythologischer Darstellungen geworden.
Die Faszination der antiken Miniaturen und ihrer klassizistischen Nachempfmdungen, an welchen sich Künstler wie Cornelius inspirierten, war im frühen 19. Jahrhundert so gross, dass sich der polnische Prinz Stanislas Poniatowski zur Ilias, zur Odyssee und zu Karl Philipp Moritz' «Götterlehre» von den besten Gemmenschneidern Roms insgesamt 2611 Steine gravieren liess. Diese wurden 1839 von seinen Erben bei Christie's in London als antik zum Verkauf angeboten. Das führte dazu, dass Calandrelli, von dem viele der schönsten Poniatowski-Gemmen stammten, am preussischen Hof zu Unrecht als Fälscher in Ungnade fiel - und dies trotz seiner hohen Kunst. Von dieser zeugen nun eine Vielzahl wundervoller, von klassizistischer Antikensehnsucht erfüllter Zeichnungen, die im Postkartenformat und kleiner die Welt der Götter und Heroen aufleben lassen. Zusammen mit 20 geschnittenen Steinen und Dutzenden von Gipsabdrücken veranschaulichen sie die heute nur noch Liebhabern bekannte Steinschnittkunst vom zeichnerischen Entwurf bis zur gravierten Gemme. Die schöne kleine Schau wird abgerundet durch einen reich illustrierten wissenschaftlichen Katalog der in Berlin gehüteten Arbeiten Calandrellis.
Roman Hollenstein
Bis 9. Juni in der Alten Nationalgalerie in Berlin. Katalog: L'antica maniera. Zeichnungen und Gemmen des Giovanni Calandrelli in der Antikensammlung Berlin. Hrsg. Gertrud Platz-Horster. SMB-DuMont, Berlin 2005. 168 S., € 19.90.
Quelle: NZZ 27.5.2005, Feuilleton
2005-05-27, Lorenz E. Baumer
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